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Standpunkt Politik

Welche Rolle hat das Soziale in krisenhaften Zeiten?

von Thore Wintermann, Vorstand Verband und Politik
<p>Jeder und jedem von uns wird es &auml;hnlich gehen: Die Flut an Krisenmeldungen senkt sich auf uns wie der herbstliche Fr&uuml;hnebel. Klimawandel, Folgen der Coronakrise, zwei grausame Kriege in Europa, die Inflation, hohes Migrationsaufkommen, ein Resignieren vieler Menschen vor einem schwindenden sozialen Aufstiegsversprechen. All das besch&auml;ftigt uns, und wir werden mit Hiobsbotschaften aus den Medien &uuml;berschwemmt. Welche Rolle hat in solch einer Situation das Soziale?</p>
<p>Zun&auml;chst einmal der Rat, pers&ouml;nlich nicht in eine Spirale eines &bdquo;Immer mehr&ldquo; an Nachrichten zu st&uuml;rzen. Damit ist niemandem geholfen. Eine gesunde Distanz zu den Weltthemen hilft, einen klaren Kopf zu behalten. Trotzdem zur&uuml;ck zum Sozialen und seinen Aufgaben in diesen Zeiten:</p> <ol> <li>Das Soziale federt f&uuml;r jede und jeden Einzelnen die Folgen der Krisen ab.</li> <li>Die soziale Infrastruktur ist immer auch Grundlage f&uuml;r alle anderen Wirtschaftsbereiche, die vor Ort in der Gemeinde und Kommune f&uuml;r Arbeit und Wohlstand sorgen.</li> <li>Die sozialen Dienste zeigen den Menschen t&auml;glich, dass das politische System unseres Landes funktioniert und sie in Notlagen darauf vertrauen k&ouml;nnen.</li> <li>Das Soziale ist die Brandmauer gegen rechts.</li> </ol> <p>Wir erleben &uuml;berall Verteilungsk&auml;mpfe um Wohnraum, Essen oder Schlafpl&auml;tze. Die soziale und wirtschaftliche Ungleichheit befeuert soziale Spannungen und Spaltung. Davon profitieren besonders rechte Parteien, wie die Landtagswahlen in Bayern und Hessen bewiesen haben. Dabei verl&auml;uft der Graben nicht zwischen Gefl&uuml;chteten und Deutschen, nicht zwischen Alten und Kindern, nicht zwischen Pflegebed&uuml;rftigen und jungen Familien, sondern zwischen Arm und Reich.<br /> Wenn nun die Haushalte auf Bundes- und Landesebene K&uuml;rzungen vornehmen, dann rei&szlig;en sie damit diese Brandmauer ein St&uuml;ck weit ein, bewusst und gewollt. Wenn die F&ouml;rderkulisse stabil bleibt, ohne aber Steigerungen bei Personal- und Sachkosten abzubilden, geschieht das Gleiche: Im sozialen Bereich werden Stellen wegfallen, Beratungen ausd&uuml;nnen, Pflegevertr&auml;ge abgelehnt, Kinder nicht gebildet und betreut. Wir sch&auml;tzen momentan, dass K&uuml;rzungen von 7 bis 8 Prozent in vielen Bereichen f&uuml;r 2024 zu erwarten sind. Es wird geplant, Bereiche zu verkleinern und auslaufen zu lassen. Einfach, weil das Geld fehlt. Und dies angesichts einer allgemeinen Lage, in der wir einen ordentlichen Ausbau des Sozialen brauchen, um die Gefahr von rechts einzud&auml;mmen.</p> <p>Die Zeiten sind vorbei, in denen die Verb&auml;nde der Wohlfahrt den Laden doch noch irgendwie zusammen-gehalten haben. Sie k&ouml;nnen nicht mehr und m&uuml;ssen beiseitetreten bei diesem gewollten Abbau der Mauer, die uns vor Demokratiefeindlichkeit, Ausgrenzung und Menschenverachtung &uuml;ber Jahrzehnte bewahrt hat.</p>
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