22.03.2023

Entwurf des Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetzes (PUEG) - Weit entfernt von dringend benötigter Pflegereform 

„Der vom Bundesgesundheitsministerium vorgelegte Entwurf des Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetzes (PUEG) bleibt weit hinter den Erwartungen und tatsächlichen Bedarfen der Praxis zurück“, kritisiert Thore Wintermann, Geschäftsführer der AWO-Niedersachsen Landesarbeitsgemeinschaft.

<p>Schon vor der Corona-Pandemie war die Situation in den Pflegeheimen angespannt. Die Pandemie hat die Personalnot noch weiter zugespitzt. Inzwischen sei die personelle Decke so d&uuml;nn, dass jeder Ausfall die Versorgung gef&auml;hrde, so Thore Wintermann. Der Weg, Personal f&uuml;r die Pflege zu gewinnen und auch zu halten, f&uuml;hre nur &uuml;ber eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und einen massiven Ausbau der Ausbildung.</p> <p>&bdquo;Schl&uuml;ssel f&uuml;r verl&auml;ssliche Dienstpl&auml;ne, Senkung der Arbeitsdichte und insgesamt eine sachgerechte Pflege ist ausreichend Personal in den Pflegeeinrichtungen. F&uuml;r den station&auml;ren Bereich liegt seit der Pflegereform 2021 die gesetzliche Forderung nach mehr Personal auf dem Tisch. Die Branche macht sich aktuell auf den Weg, in die Umsetzung zu gehen. Vor dem Hintergrund hoher Abbrecherquoten und des generellen Personalmangels stehen die Tr&auml;ger der Pflege vor gro&szlig;en Herausforderungen. Doch auch f&uuml;r die Pflegebed&uuml;rftigen bedeutet der Personalzuwachs einen weiteren Anstieg der Eigenanteile&ldquo;, f&uuml;hrt Wintermann aus. &bdquo;Der nun vorgelegte Entwurf des PUEG sieht zwar eine Erh&ouml;hung der prozentualen Zusch&uuml;sse zu den station&auml;ren Eigenanteilen vor. Diese reicht jedoch bei Weitem nicht aus um die bereits durch die Verbesserungen in der Bezahlung und die allgemeinen Preissteigerungen gestiegenen Eigenanteile zu entlasten.&ldquo;&nbsp;</p> <p>Wintermann fordert daher: &bdquo;Es muss endlich eine echte Deckelung &uuml;ber den sogenannten Sockel-Spitze-Tausch stattfinden. Aber auch die L&auml;nder d&uuml;rfen sich nicht l&auml;nger aus der Verantwortung ziehen. Sie m&uuml;ssen die Investitionskosten in der vollstation&auml;ren Pflege &uuml;bernehmen. Pflege darf nicht l&auml;nger zur Armutsfalle werden!&ldquo;</p> <p>Neben der station&auml;ren Pflege befindet sich auch die ambulante Versorgung der Pflegebed&uuml;rftigen im Krisenmodus. Gerade in l&auml;ndlichen Regionen sinkt der Versorgungsgrad. Ausgebranntes Personal und klamme Refinanzierungen der Pflegekassen stellen Tr&auml;ger und Pflegebed&uuml;rftige auf die Probe. &bdquo;Die geplanten Anhebungen des Pflegegeldes und der Sachleistungen sind bei Weitem nicht ausreichend. Es m&uuml;ssten eigentlich j&auml;hrliche Anpassungen an die tats&auml;chlichen Preissteigerungen vorgesehen werden. Pflegebed&uuml;rftige k&ouml;nnen sonst nicht mehr die Leistungen in Anspruch nehmen, die sie ben&ouml;tigen.&ldquo;, mahnt Thore Wintermann und erg&auml;nzt: &bdquo;Dar&uuml;ber hinaus brauchen pflegende Angeh&ouml;rige endlich eine Lohnersatzleistung, die &uuml;ber die kurzzeitige Pflegezeit hinausgeht.&ldquo;&nbsp;</p> <p>Ein weiteres Thema, das die gesamte Pflegebranche belastet, ist der stark gestiegene Anteil an Leiharbeit in der Pflege. Leiharbeit stellt nicht nur ein immenses finanzielles Problem dar, sie f&uuml;hrt auch zu einer weiteren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen f&uuml;r das Stammpersonal.&nbsp;</p> <p>Thore Wintermann fordert: &bdquo;Der Gesetzgeber muss hier dringend regulierend eingreifen u.a. mit Preisgrenzen und H&ouml;chstquoten. Nur so kann ein Weg zur&uuml;ck in feste Besch&auml;ftigungsverh&auml;ltnisse gefunden werden. Beim Einsatz von Leiharbeit m&ouml;gen einige bessere Arbeitsbedingungen vorfinden. Sicherlich verdienen auch die Personaldienstleister gut. Die Zeche zahlen aber die Stammbesch&auml;ftigten, die Tr&auml;ger und nicht zuletzt auch alle Beitragszahler, weil das System als Ganzes &uuml;berm&auml;&szlig;ig finanziell belastet wird.&ldquo;</p> <p>Man m&uuml;sse sich bewusstwerden, dass soziale Dienstleistungen elementar f&uuml;r das Zusammenleben der Gesellschaft sind. Ohne Pflege, ohne Kinderbetreuung und ohne all die anderen Angebote im sozialen Bereich, w&uuml;rde der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht funktionieren. Daher fordert Wintermann, endlich die gro&szlig;en R&auml;der der Finanzierung der Pflege anzupacken. &bdquo;Das Finanzierungsproblem der Pflegeversicherung wurde im PUEG nicht mal mit der Kneifzange angefasst. Solidarische und parit&auml;tische Finanzierungsbasis, erheblich h&ouml;here Steuerzusch&uuml;sse und die vollst&auml;ndige &Uuml;bernahme der Behandlungspflegekosten durch die Krankenversicherung sind hier die Stichworte.&nbsp;</p> <p>Es braucht dringend eine grundlegende Finanzreform der Pflegeversicherung. Pflege ist gesamtgesellschaftliche Verantwortung&quot;, appelliert Thore Wintermann.</p>
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